Wie wird man zum Jakobspilger? – Über Bürokratie

Jeder darf den Camino wandern. Um zum richtigen Pilger zu werden, geht es heutzutage allerdings nicht ohne Bürokratie.

Bevor ihr euch auf den Weg macht, müsst ihr euch eine Credencial besorgen. Das ist der Pilgerausweis, der euch nicht nur dazu berechtigt, in den Pilgerherbergen (albergues de peregrinos) zu schlafen, sondern den ihr auch am Ende in Santiago de Compostela als Nachweis benötigt, damit ihr eure Compostela (Pilgerurkunde) bekommt.
Eine Credencial bekommt ihr in Pilgerbüros. Diese gibt es in vielen größeren Städten Deutschlands, die zum großen Teil auch an den deutschen Jakobswegen liegen. Welche Städte das sind, seht ihr hier. Schaut euch die Öffnungszeiten des Pilgerbüros eurer Stadt an und geht einfach mal vorbei. Dort füllt ihr ein kurzes Formular aus (Perso nicht vergessen!) und bekommt nach wenigen Minuten eure Credencial gegen eine geringe Gebühr (meist 5-7 Euro) überreicht. Alternativ könnt ihr eure Credencial auch online bestellen, zum Beispiel hier bei der deutschen St. Jakobus Gesellschaft e.V. (dafür solltet ihr aber ein bisschen Zeit einplanen… also nicht erst zwei Tage vor eurer Abreise beantragen!).

In einigen Pilgerherbergen, vor allem jenen, die an den „Startpunkten“ liegen (z.B. St.-Jean-Pied-de-Port beim Camino Francés) könnt ihr ebenfalls Credencials erwerben, solltet ihr euch spontan auf den Weg machen oder eure Credencial daheim vergessen.

Die Credencial enthält neben persönlichen Informationen wie Name, Adresse, Ausweisnummer etc. auch Camino-relevante Infos wie euren Startort und das Datum eures Aufbruchs. Der größte Teil dieses ausklappbaren Miniheftchens nehmen Kästchen ein, die für Stempel reserviert sind (sellos). Diese Stempel dienen als Nachweis darüber, dass ihr euch tatsächlich auch bewegt und nicht nur billig Urlaub machen wollt!
Stempel gibt es am Weg in vielen Kirchen und Bars und auch in jeder Pilgerherberge (ihr müsst dort allerdings nicht übernachten, um einen Stempel zu kriegen). Viele Stempel sehen richtig hübsch aus, weshalb ich sie immer eifrig gesammelt habe… und natürlich macht eine vollgestempelte Credencial auch mächtig Eindruck!

Als Nachweis braucht ihr allerdings nur einen Stempel täglich. Erst auf den letzten 100 Kilometern braucht ihr zwei. Dies sind Vorgaben vom Pilgerbüro in Santiago, die zwar manchmal etwas lax gehandhabt werden, aber an eurer Stelle würde ich mich nicht darauf verlassen. Es ist jedenfalls sehr einfach, auf den letzten 100 Kilometer mehrere Stempel pro Tag zu bekommen!

Diese Zahl solltet ihr euch merken. Von St.-Jean-Pied-de-Port aus sind es ca. 800 Kilometer bis nach Santiago, aber für die Katholische Kirche reicht es heute vollkommen, die letzten 100 Kilometer bis Santiago zu pilgern! 200 Kilometer sind dagegen nötig, wenn ihr per Fahrrad oder Pferd unterwegs seid.

Dementsprechend überlaufen sind diese letzten 100 Kilometer, weil gerade Gläubige den Pilgerbonus abstauben wollen, ohne genug Zeit für eine längere Strecke zu haben. Aber auch viele Touristen finden sich hier, oft aus dem Ausland (in den letzten Jahren vermehrt Amis). Diese Touregrinos sind auf dem Camino absolut unbeliebt (außer bei den Einheimischen, die durch sie ihr Geld verdienen) und das in meinen Augen völlig zurecht!

Eine letzte Bedingung stellt die Kirche an die Pilger: Sie müssen über die gesamte Strecke ihren Rucksack aus eigener Kraft getragen haben. Logischerweise ist das jedoch schwer überprüfbar. Deshalb gibt es inzwischen auch viele Einheimische, die sich mit der „Überführung“ des Gepäcks zum nächsten Ort ein kleines Zubrot verdienen, aber in meinen Augen ist es eine Frage der Ehre, tatsächlich selbst den Rucksack zu schleppen, sofern ihr keine Probleme mit dem Rücken bekommt.

Ihr seht, heutzutage ist alles eine Frage der richtigen Organisation. Die Zeiten, in denen man einfach aus seiner Haustür trat und sich als Pilger auf den Weg nach Santiago machte, sind (leider?) vorbei.

Zurück zum FAQ

„Pilgersprech“ – einige Grundbegriffe

Der Jakobsweg heißt auf spanisch „Camino de Santiago„, kurz einfach nur Camino. Fragt ihr während eurer Pilgerreise in Spanien nach „DEM Weg“ – el Camino – weiß jeder, was gemeint ist! Und auch die Pilger aus aller Welt benutzen diesen Ausdruck, egal wie wenig Spanisch sie sonst sprechen.

Seid ihr auf dem Camino unterwegs, dann seid ihr ein Peregrino bzw. eine Peregrina, wenn ihr weiblich seid. Das heißt – wer errät es? – einfach nur „Pilger“!

IMG_1822

Teil der Compostela – hochoffiziell!

Jeder Pilger braucht eine Credencial – das ist der Pilgerausweis, in dem ihr Stempel (sellos) sammeln müsst, damit ihr in einer Pilgerherberge (albergue de peregrinos) schlafen dürft und am Ende in Santiago de Compostela eure Compostela – die Pilgerurkunde – bekommt. Einige Pilgerherbergen (leider immer weniger) verlangen für die Übernachtung nicht mal eine feste Gebühr, sondern nur eine Spende – Donativo. Betrieben werden sie von Hospitaleros (-as), den Herbergsvätern bzw. -müttern.

Pfeil

Pfeil

Als Erkennungszeichen führen Pilger oft eine Jakobsmuschel offen mit sich, die aus genau diesem Grund
so heißt. Diese könnt ihr fast überall am Weg, vor allem aber in den Herbergen und größeren Städten, die ihre Lage am Jakobsweg offensiv vermarkten, für ein paar Euro kaufen.

Der Camino ist meist deutlich ausgeschildert. Die Farbe Gelb ist hier eurer Freund! Pfeile (flechas) in dieser Farbe findet ihr an Hauswänden, an Mauern, auf dem Boden oder an Bäumen. Nichtsdestotrotz solltet ihr euch einen Pilgerführer zulegen, der euch Auskunft über die Distanzen gibt und euch sagt, wo ihr die nächste Herberge finden könnt.

Damit wisst ihr schon mal über die wichtigsten Begriffe Bescheid! Mehr Hilfe bezüglich Sprachbarrieren findet ihr in meinem kleinen Spanischführer (wird ergänzt).

Zurück zum FAQ