Das leidige Thema Geld: Wie viel kostet der Spaß?

Vor allem für junge Menschen und arme Studenten wie mich bietet der Camino eine vergleichsweise günstige Alternative zu einer ähnlich langen Reise. Wie viel Geld man einplanen muss, ist also eine wichtige Frage.

Es kursieren zu diesem Thema unterschiedliche Angaben in Pilgerführern oder dem Pilgerforum: Im ersteren ist von 25-35 Euro am Tag die Rede (Camino Francés), im letzteren lautet die Faustregel „1 Euro pro Kilometer“.

Ich habe ehrlich gesagt nie verstanden, wie der Pilgerführer auf eine so hohe Summe kommt. Ich bin regelmäßig mit weniger ausgekommen!

Auf dem Camino müsst ihr genau zwei Dinge tun, die normalerweise Geld kosten: Schlafen und Essen. Alles andere ist fakultativ. Das sind die zwei Stellschrauben, an denen ihr drehen könnt.

Das Problem mit der Bezahlung für eine Übernachtung könnt ihr beispielsweise umgehen, indem ihr ein Zelt mitnehmt und campt. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass wild campen in Spanien verboten ist. Doch wo kein Kläger, da kein Richter – in der Nähe von Pilgerherbergen wird es meist toleriert und solltet ihr irgendwo im Grünen deswegen angehauen werden – was ich für sehr, sehr unwahrscheinlich halte – verweist auf euren Pilgerstatus und seid besonders nett (und verzweifelt). Spanien ist nicht Deutschland und Bürokratie ist dort nicht in Stein gemeißelt.
Viel wichtiger beim Thema Campen ist jedoch die Frage, ob ihr euch das antun wollt. Selbst, wenn euch das Schlafen im Zelt keinerlei Probleme bereitet und ihr auf Komfort wie eine warme Dusche verzichten könnt, so ist das zusätzliche Gewicht jedoch ein Faktor, den ihr nicht unterschätzen dürft. Selbst gute, ultraleichte Zelte sind noch sperrig und schwer genug, dazu kommt noch eine Isomatte. Wenige Kilo können hier den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Pilgerreise und einem vorzeitigen Abbruch aufgrund mannigfaltiger körperlicher Probleme bedeuten.

Eher solltet ihr ein wenig mehr Energie in die Planung eurer Etappen investieren und versuchen, an eurem Tagesziel die günstigsten Herbergen anzusteuern. Klar sind diese oft auch nicht gerade die Komfortabelsten, aber bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine Herberge, vor der ich grundsätzlich warnen würde. Eine Pilgerreise ist keine Aida-Kreuzfahrt und mit Entbehrungen verbunden.

Was die Herbergen angeht, die auf Spendenbasis betrieben werden: Verwechselt die bitte nicht mit kostenlosen Unterkünften! Nichts zu geben oder nur ein paar Cent ist schlichtweg unverschämt und höchstens gerechtfertigt, wenn ihr richtig beschissen behandelt worden seid. Nur weil sich ein paar Leute aus einem der reichsten Ländern der Welt einen billigen Abenteuertrip für die geistige Wellness gönnen wollen, rechtfertigt das nicht eine solche Knausrigkeit!
Ich weiß, wie es ist, richtig wenig Geld zu haben. Trotzdem sollte ein Fünfer pro Übernachtung das absolute Minimum sein. Und wenn es dazu noch weitere Leistungen gibt – beispielsweise ein Abendessen auf Spendenbasis – solltet ihr entsprechend aufschlagen.
Solltet ihr wohlsituiert sein, aber eure Pilgerreise als spirituelles Erlebnis planen, während dem ihr so viel wie möglich entbehren und mit so wenig Geld wie möglich auskommen wollt, dann ist das cool – aber spart bitte nicht ausgerechnet an Spenden. Wenn ihr euch vorgenommen habt, nur 5 Euro pro Tag für Essen auszugeben, ist das allein eure Sache, aber dass die Betreiber von Pilgerherbergen auf Spendenbasis und damit letztendlich auch andere Pilger unter eurem Ausflug in die Ganzheitlichkeit leiden müssen, geht leider gar nicht. Wer viel hat, sollte auch viel geben! Genau auf diesem Prinzip baut eigentlich das gesamte Konzept der Herbergen auf Spendenbasis.

Thema Verpflegung. In Spanien sind die Lebenserhaltungskosten dahingehend etwas niedriger als in Deutschland. Auch in Bars und Restaurants kann man oft für erstaunlich wenig Geld sehr gut trinken und essen.
Aber auch hier lohnt sich der Vergleich. In vielen Ortschaften wird die Lage am Camino hemmungslos ausgeschlachtet. Das gilt insbesondere für den Camino Francés. Auf dem Camino del Norte bekommt man für weniger Geld meist mehr und besseres Essen als auf der Hauptroute. Wenn ihr eine Pause plant in der nächsten Ortschaft, lohnt es sich daher, nicht gerade die erste Bar am Ortseingang anzusteuern, weil die meist wesentlich teurer ist als die Bars direkt dahinter.

Abends bieten viele Restaurants sogenannte Pilgermenüs an. Das sind Drei-Gänge-Menüs, die für ca. 10 Euro zu haben sind. Oft sind die nicht gerade umwerfend, aber reichlich, was ihr nach einem anstrengenden Wandertag schätzen werdet.

In Supermärkten könnt ihr günstig einkaufen. Die billigste Art, auf dem Camino zu überleben, ist selbst zu kochen, sofern eure Herberge dazu die Möglichkeit bietet – vor allem, wenn ihr euch mit mehreren Pilgern zusammen schließt.

Auch wenn ihr euch vornehmt, wenig Geld auszugeben, unterschätzt bitte nicht die Anziehungskraft einer Bar. Wasser gibt’s überall in Spanien an öffentlichen Brunnen umsonst, aber eine kalte Dose Cola hat in der spanischen Mittagshitze trotzdem einen unwiderstehlichen Reiz.

Dennoch ist der Camino die billigste Art zu reisen. Bedenkt bitte außerdem, wie viel Geld ihr spart, weil ihr wochenlang unterwegs seid. Das wird oft vergessen. Geld, dass ihr zuhause in einem gleichlangem Zeitraum für Essen und teure Freizeitaktivitäten ausgeben würdet, kann man eigentlich auf dem Camino nicht als Verlust rechnen.

Während meines diesjährigen Caminos werde ich live bloggen und täglich mitschreiben, wie viel ich wofür ausgegeben habe. Am Ende werde ich das in einem gesonderten Beitrag zusammen fassen. Ich hoffe, eine solche Übersicht wird es euch erleichtern, selbst zu kalkulieren, wie viel Geld ihr mitnehmen müsst!

Lest dazu auch: Wie bezahle ich auf den Jakobsweg?
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